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Datum: 11.05.2022

Auf den Spuren des Novalisrings

Den 250. Geburtstag von Novalis, gebürtig Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, feierte die Stadt Weißenfels am 2. Mai 2022. Anlässlich der Novaliswoche begrüßte die Saalestadt einen ganz besonderen Gast: Prof. Dr. Judith Liebmann, die Erbin des Novalisrings. Sie reiste für den Geburtstag extra aus den USA an.

Im Museum Weißenfels präsentierte Judith Liebmann am Ehrentag des berühmten Stadtsohnes einen spannenden Vortrag im Rahmen der Präsentation „Kabinett des Novalis“. Sie erzählte vor mehr als 50 Gästen die Geschichte des Ringes, die eng mit ihrer bewegenden Familiengeschichte verbunden ist. Zudem erneuerte sie den Leihvertrag für den Novalisring. Bereits am Vortag hatte sich Judith Liebmann in das Ehrenbuch der Stadt Weißenfels eingetragen.

Bei dem Novalisring handelt es sich um einen Verlobungsring, den Friedrich von Hardenberg im Jahr 1795 für Sophie von Kühn anfertigen ließ. Das Schmuckstück zeigt ein Portrait der damals 13-Jährigen. Da die Geliebte bereits zwei Jahre später starb und der Anblick des Rings bei Novalis nur Trauer auslöste, überreichte er ihn im Jahr 1797 an seinen Freund Coelestin Just. Durch Heirat ging der Ring im Jahr 1800 in den Besitz der Familie Liebmann über, die ihn bis zum heutigen Tag in Obhut hat. In den Fundus des Museums Weißenfels gelangte der Ring im Jahr 1925. Heinrich Liebmann vertraute ihn der Saalestadt in der Hoffnung an, dass er geschätzt, fürsorglich behandelt und für die Öffentlichkeit ausgestellt wird. Die Wahl fiel auf Weißenfels, weil Novalis hier den Großteil seines Lebens verbrachte und im Jahr 1801 auch in seinem Haus in der Klosterstraße verstarb.

Es ist selten, dass sich die Geschichte eines Exponates lückenlos bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen lässt. Dass dies beim Novalisring möglich ist, ist auch der tiefgründigen Familienforschung von Judith Liebmann und ihrem Ehemann Karl-Otto Liebmann zu verdanken. „Wir wussten viele Jahre nichts über das Schicksal des Ringes während des Zweiten Weltkrieges und der DDR-Zeit“, sagte Judith Liebmann bei ihrem Vortrag im Museum Weißenfels. Erst nach der Wiedervereinigung sei es ihrem Ehemann möglich gewesen, Kontakt mit der Stadt Weißenfels aufzunehmen und nach dem Verbleib des wertvollen Erbstückes zu fragen. „Im Sommer 2001 besuchten wir das Museum Weißenfels. Der Ring wurde – in braunem Packpapier eingewickelt – in einem Schrank gefunden. Wir wünschten uns so sehr, dass der Ring befreit und wieder ausgestellt wird“, sagte die Amerikanerin. Umso mehr freute sich das Ehepaar, bei einem weiteren Besuch im Jahr 2012 den Novalis-Ausstellungsraum des Museums Weißenfels mit „ihrem“ Ring zu sehen. „Ich hoffe, dass die Geschichte von der Familie Liebmann und dem Novalisring noch über viele Generationen erzählt werden kann“, sagte Judith Liebmann nach der Unterzeichnung des neuen Leihvertrages.

In besagtem Ausstellungsraum kann seit 2. Mai 2022 neben dem Novalisring auch das „Kabinett des Novalis“ besichtigt werden. Die Sonderausstellung zeigt fossile Funde, Salze und Tierknochen. Sie erinnert damit auch an Friedrich von Hardenbergs Wirken als Geologe. Zu sehen ist auch eine neue Bronze-Büste von Novalis, welche Künstlerin Claudia Weidenbach eigens für das Jubiläum angefertigt hat. Die Schau ist bis zum 2. Oktober 2022 zu sehen.