Frauentage in Weißenfels

© Katharina Vokoun

Den Internationalen Frauentag am 8. März 2025 nimmt die Stadt Weißenfels zum Anlass für eine siebenwöchige Veranstaltungsreihe zum Thema „Nur wer sich wandelt, bleibt sich treu“. Entstanden ist ein Programm, das in seiner Vielfalt die jahrelange, erfolgreiche Netzwerkarbeit der Weißenfelser Frauen widerspiegelt. Neben der großen Festveranstaltung zum Frauentag am 8. März 2025, um 15 Uhr im Kulturhaus sind auch Lesungen, kreative und sportliche Workshops, Vorträge, Filmvorführungen, Ausstellungen und Führungen geplant. Die Postkartenaktion ist ebenfalls wieder Bestandteil des Aktionstages. Die Organisation übernimmt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weißenfels Katja Henze zusammen mit zahlreichen Mitstreiterinnen. Mit einer thematisch passenden Schaufenstergestaltung beteiligt sich auch die Weißenfelser Seumebuchhandlung an den Frauentagen.  

„Aktuell sind Frauenrechte in Gefahr. Da brauchen wir gar nicht weit in die Welt hinausschauen, sondern es reicht ein Blick auf die politische Stimmungslage in Deutschland und den europäischen Nachbarländern. Frauenrechte sind immer noch keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen für sie einstehen und kämpfen. Deshalb ist der Internationale Frauentag heute wichtiger denn je. Denn Frauenrechte sind Menschenrechte“, sagt Katja Henze.

Dieser Devise folgt auch die große Festveranstaltung im Weißenfelser Kulturhaus am 8. März 2025, welche in Kooperation mit der Volkshochschule Burgenlandkreis, dem Landfrauenverband Sachsen-Anhalt e. V. und dem Weißenfelser Frauenarbeitskreis durchgeführt wird. Im Mittelpunkt steht die Eröffnung der Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ der Bundesstiftung Aufarbeitung. Nach 35 Jahren Deutscher Einheit beleuchtet die Schau Klischees über Frauen aus Ost- und Westdeutschland, die bis heute bestehen. Auf 20 Plakaten werden die Ursprünge dieser Stereotype aufgezeigt und deren Wahrheitsgehalt hinterfragt. Dargestellt werden die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen in der damaligen Bundesrepublik und in der DDR. Deutlich wird dabei, dass sie trotz unterschiedlicher politischer Rahmenbedingungen ein gemeinsames Streben nach Selbstbestimmung verband. Roll-Ups mit den Ausstellungsinhalten stellt die Gleichstellungsbeauftragte des Burgenlandkreises zur Verfügung. Passend zu der Schau werden im Rahmen der Festveranstaltung auch Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen – Teil 2“ von Regisseur Torsten Körner gezeigt, in dem Frauen aus der DDR von ihrem Kampf um Chancengleichheit berichten. Bei Kaffee und Kuchen besteht die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Die musikalische Gestaltung des Nachmittags übernehmen Schülerinnen und Schüler des Goethegymnasiums. Tickets für die Festveranstaltung zum Internationalen Frauentag sind im Vorverkauf für 8 Euro (zzgl. Gebühren) in der Touristinformation Weißenfels am Markt 3 erhältlich. An der Tageskasse kostet eine Karte 10 Euro.

Mit lokalem und regionalem Bezug knüpfen drei weitere Programmpunkte der Frauentage an die große Festveranstaltung an. So findet am 24. April 2025, um 15 Uhr das Erzählcafé „Frauen.Arbeit“ im Sitzungssaal des Rathauses am Markt 1 statt, welches anhand von Ausstellungsstücken und Filmsequenzen den Alltag von Frauen in der Weißenfelser Schuhindustrie beleuchtet. Interessierte und vor allem ehemalige Mitarbeiterinnen der Schuhproduktion sind herzlich zu der Veranstaltung eingeladen. In geselliger Runde gibt es die Gelegenheit, über persönliche Arbeitserfahrungen und Erinnerungen zu berichten.
Ebenfalls mit einem Stück DDR-Geschichte beschäftigt sich am 19. März 2025, um 17 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses am Markt 1 der Vortrag „Mode in der DDR – (k)ein Widerspruch“.  Professorin Sylka Scholz von der Universität Jena rückt die Modezeitschrift „Sibylle“ – die Vogue der DDR – in den Mittelpunkt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeben sich auf einen Streifzug durch die Modegeschichte der DDR, welche Ausdruck von Kreativität, Individualität und Widerstandskraft war. Ein besonderes Highlight: Aus der Schuhsammlung des Weißenfelser Museums wird durch die kommissarische Museumsleiterin Isabell Radecke-Aurin auch die Schuhmode dieser Zeit sichtbar gemacht. Dr. Renate Schlüter von der Volkshochschule Burgenlandkreis war Ideengeberin und Konzepterstellerin dieser Veranstaltung.
Wer bei der großen Festveranstaltung zum Frauentag durch die Präsentation der Ausschnitte aus dem Film „Die Unbeugsamen – Teil 2“ auf den Geschmack gekommen ist, kann das Werk am 26. März 2025, um 18 Uhr in der Stadtbibliothek Weißenfels in der Klosterstraße 24 in voller Länge anschauen. Während Regisseur Torsten Körner im ersten Teil seines hochgelobten Dokumentarfilms „Die Unbeugsamen“ einen Blick auf die Politikerinnen der Bonner Republik wirft, rücken im zweiten Teil Frauen aus der DDR ins Zentrum der Aufmerksamkeit. „Die DDR-Frauen müssen gestärkt werden. Wir müssen ihre Geschichten stärker in den Fokus rücken. Wenn wir über die Frauenbewegung berichten, wird oft nur aus der Sicht Westdeutschlands erzählt. Doch auch im Osten der Republik gab es eine Frauenbewegung. Es ist wichtig, dass diese Identität nicht verloren geht“, sagt Katja Henze. Im Film „Die Unbeugsamen – Teil 2“ gelingt das. 15 selbstbewusste Frauen erzählen, wie auch im Land der staatlich verordneten Gleichberechtigung trotzdem das Patriarchat regierte und schaffen damit ein kraftvolles Kaleidoskop der Geschlechterbeziehungen im Arbeiter- und Bauernstaat. Der Film bietet den beeindruckenden Lebensleistungen der ostdeutschen Frauen und ihrem Kampf um Chancengleichheit eine fesselnde Bühne.
Für alle drei Veranstaltungen ist keine Anmeldung notwendig. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Auch die aktuellen Lebenssituationen der Frauen haben die Organisatorinnen im Blick. So gehören zum Programm der Frauentage auch mehrere Veranstaltungen, die Frauen die Möglichkeit geben, vom belastenden Alltag aus Sorgearbeit und Erwerbsarbeit abzuschalten und etwas nur für sich zu tun. Auf kreative Weise gelingt das beim Mal-Workshop für Frauen am 22. März 2025 in der Citypastoral in der Jüdenstraße 28. Nach Herzenslust kann hier einfach drauflosgemalt werden. Acrylfarben, Ölkreiden, Leinwände und andere Materialien werden gestellt. Es gibt zwei Termine: von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Ein Unkostenbeitrag von 20 Euro ist zu bezahlen. Die Anmeldung ist per Telefon unter 03443 370466 und per E-Mail an gleichstellung@weissenfels.de möglich. Die Teilnehmerinnenzahl ist auf zehn Personen pro Workshop begrenzt.
Eine Auszeit vom Alltag bietet zudem der Workshop „Frauen in Bewegung“ am 4. April 2025 am Bismarckturm (Erich-Lattermann-Straße), welchen die Stadt Weißenfels in Kooperation mit der Bundeswehr und dem Team von LaufMamaLauf anbietet. Die Teilnehmerinnen haben die Wahl zwischen drei Stationen. Ob ein Workout mit Dehnungen, Übungen zur Förderung der mentalen Stärke und gesundheitlichen Widerstandskraft oder Nordic Walking mit aktiven Trainingseinheiten – für jedes Alter und Fitness-Level ist das passende Angebot dabei. Frauen können gerne auch ihre Kinder oder Enkelkinder mitbringen. Zur Auswahl stehen an dem Tag drei Termine: 10-12 Uhr, 14-16 Uhr und 17-19 Uhr (mehrfache Anmeldungen und damit Teilnahme an verschiedenen Stationen möglich). Auch hier erfolgt die Anmeldung per Telefon unter 03443 370466 oder per E-Mail an gleichstellung@weissenfels.de . Die Anmeldung ist aus organisatorischen Gründen erwünscht, eine spontane Teilnahme aber auch jederzeit möglich.

Bereits im Vorfeld des Internationalen Frauentages finden eine Lesung und eine Museumsführung statt. Die Leipziger Autorin Daniela Krien, die schon mehrfach in Weißenfels zu Besuch war, liest am 5. März 2025, um 19 Uhr im Weißenfelser Kulturhaus aus ihrem Buch „Mein drittes Leben“. Der Roman erzählt von einer Kuratorin, die alles im Leben erreicht hatte, durch ein paar Sekunden der Unachtsamkeit alles verliert und auf ihrem Weg zurück ins Leben ihre innere Stärke entdeckt. Mit der Geschichte war Daniela Krien für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert. Tickets für 8 Euro gibt es im Vorverkauf in der Stadtbibliothek Weißenfels in der Klosterstraße 24. An der Abendkasse kostet eine Karte 12 Euro.
Mit Magdalena Bach steht am 7. März 2025, um 16 Uhr eine weitere starke Frau im Mittelpunkt. Bei einer Prosecco-Führung im Museum Weißenfels berichtet Isabell Radecke-Aurin über das Leben der Sängerin und Ehefrau von Johann Sebastian Bach (Anmeldung unter 03443 370400 oder museum@weissenfels.de ).

Passender Weise beteiligt sich auch das Heinrich-Schütz-Haus an den Frauentagen, schließlich hatte das Museum im Jahr 2024 das Frauenjahr ausgerufen und zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Thema durchgeführt. Mit der Finissage der Sonderausstellung „Die Musen sind weiblich“ wird am 9. März 2025, um 14 Uhr mit einem musikalischem Rahmenprogramm und einer Kuratorenführung durch den Leiter des Heinrich-Schütz-Hauses Dr. Maik Richter der Abschluss des Projektes gefeiert. Der Weißenfelser Musikverein „Heinrich Schütz“ e.V. bietet eine Auswahl an Erfrischungsgetränken an. Zu erleben ist für ein vorerst letztes Mal die faszinierende Welt europäischer Künstlerinnen, Musikerinnen und Schriftstellerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts, die sich trotz aller Hürden ihr Publikum zu verschaffen wussten. Tickets für 5 Euro sind im Heinrich-Schütz-Haus in der Nikolaistraße 13 erhältlich. Es können maximal 30 Personen teilnehmen.