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Hier schreibt der Oberbürgermeister

SEHR GEEHRTE BÜRGERINNEN UND BÜRGER,

der Hoheitstitel „pontifex maximus“ (oberster Brückenbauer) war eigentlich den römischen Kaisern bzw. ist heute dem Bischof von Rom, dem Papst, vorbehalten. Der Brückenbauer ist im übertragenen Sinne als verbindendes Moment zu verstehen und beinhaltet eine überaus löbliche Haltung im Kontext des gesellschaftlichen Zusammenlebens: verbindlich, vermittelnd, zusammenführend und schlussendlich tragend zu sein. Ebendiese Haltung hätte ich mir als Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels auch von der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) gewünscht. Denn nun ist der seit Jahren geplante Abriss und Neubau der großen Brücke verschoben. Dass viele unserer Bürgerinnen und Bürger nicht unterscheiden werden, ob es sich um eine Maßnahme des Landes oder der Kommune handelt, dürfte zu verstehen sein. Am Ende war es die Stadt Weißenfels, die nicht in der Lage ist, eine Brücke zu bauen. Wie bereits in den Pressemitteilungen und Zeitungsartikeln formuliert, habe ich dem Land und den Zuständigen meinen Unmut persönlich vermittelt. Ich bin zutiefst verärgert, dass seitens des Landes so mit der Stadtverwaltung und der Bevölkerung umgegangen wird. Zumal unsererseits alle nötigen Planungen pünktlich vorbereitet und der Landesbehörde vorgelegt wurden. Ein späterer Baubeginn bedeutet eine Verzögerung von Investitionen sowohl im gewerblichen Sektor als auch im privaten Bereich. Wir besprechen in den kommenden Tagen, welche Baumaßnahme wir vorziehen können, um die zeitliche Lücke bis zum Abriss der großen Bücke zu nutzen.

Zu den guten Entwicklungen unserer Stadt: Die Stadt Weißenfels profitiert von einer Erweiterung der Intercity-Linie zwischen Karlsruhe und Nürnberg. Die Strecke wird ab dem 10. Dezember 2023 bis nach Leipzig weitergeführt. Dabei hält der Zug fünfmal pro Tag und Richtung auch am Hauptbahnhof Weißenfels. Das teilte die Deutsche Bahn AG der Stadtverwaltung mit. Weißenfels braucht eine höhere Taktung im Schienenverkehr. Das neue Intercity-Angebot ist eine Aufwertung für den Standort Weißenfels. Zum Einsatz kommen moderne Intercity-Doppelstockzüge mit viel Platz für Beine und Gepäck, einem Familienbereich, Fahrradabstellplätzen, WLAN sowie einem Snack- und Getränke-Angebot. Die Reisezeit zwischen Weißenfels und Nürnberg von gut 2:30 Stunden ist dabei etwa 30 Minuten kürzer als beim bisherigen Regionalexpress. Unterwegs werden umsteigefrei die Bahnhöfe Naumburg, Jena, Saalfeld, Kronach, Lichtenfels, Bamberg und Erlangen angefahren. In Nürnberg besteht ein ICE-Anschluss nach München. In Leipzig können Fahrgäste in einen ICE nach Dresden umsteigen.
Ferner können wir uns am 4. November 2023 auf die Einweihung der Fassadenkunst des Künstlers Sokar Uno auf den beiden Hausgiebeln der Ecke Große Kalandstraße/Saalstraße freuen. Auf beiden Häuserseiten ist dieselbe Frau dargestellt. Auf der einen Wand trägt sie die Bücher, die sie in der Bibliothek ausgeliehen hat und auf der anderen Wand studiert sie diese Bücher. Die Darstellungen sind thematisch miteinander verknüpft. In der Kunst wird solch ein Werk als Diptychon bezeichnet. „In Zeiten, in denen alternative Fakten Gesellschaften zu spalten drohen, ist der Titel dieser Fassadengestaltung ‘Wissen’ aktueller denn je. Wissen entsteht eben nicht nur durch ein paar Klicks, sondern vor allem durch gewissenhafte Recherche“, sagt Sokar Uno. Es ist der Anfang der Verschönerungsidee in unserer Stadt. Wir können uns in den kommenden Jahren auf weitere Kunstwerke zur Aufwertung einiger Schmuddelecken freuen.

Vor einigen Tagen besuchte ich das Konzert „Magellans Weltumsegelung“ im Rahmen des Heinrich Schütz Musikfestes 2023 in der Schlosskirche. Mit Stolz stelle ich zum wiederholten Male fest, dass wir DAS qualitätsvollste Programm in der Region zu bieten haben. Musikerinnen und Musiker mit Rang und Namen geben sich in Weißenfels die Klinke in die Hand. Sie erzählen uns durch ihre Musik etwas über unsere Stadt, unser Land und unsere (europäische) Kultur. Mit dem Fest-Konzert „Magellans Weltumsegelung“ verknüpfte sich nach vielen Jahren des Abstands wieder ein für mich wichtiger biografischer Ankerpunkt. Während der Rezitation durch den Hamburger Peter Bieringer folgten alle Anwesenden gespannt der aufregenden Geschichte über Ferdinand Magellan, der die Welt unter spanischer Krone gen Westen umsegelte. Magellan verlor sein Leben während dieser Reise auf der Insel Mactan bei Cebu/Philippinen. Erschlagen vom Häuptling Lapu Lapu. Genau an jenem Ort, an dem ich einige hundert Jahre später lebte und sich für mich alles veränderte, was vorher war. Mir ist in diesem Konzert nochmal vor Augen geführt worden: Ohne diese Zeit am Ende der Welt hätte ich später weder studiert, noch würde ich ein Instrument spielen und sicher wäre ich nicht in Weißenfels gelandet und folglich auch heute kein Oberbürgermeister geworden. Es hängt eben alles zusammen und ist voneinander nicht losgelöst zu betrachten. Es lohnt sich also, die Konzerte in der Stadt zu besuchen, weil sie mehr als nur Musik versprechen.

Ich möchte mich bei allen Organisatoren des Neustadtfestes bedanken, die dazu beigetragen haben, dass dieses Fest erfolgreich stattfinden konnte. Viele Engagierte der Stadt waren anzutreffen. Ferner bedanke ich mich für die Feier der Jubiläen „160 Jahre Feuerwehr Weißenfels“, „140 Jahre Feuerwehr Großkorbetha“ und „90 Jahre Feuerwehr Obschütz“.
Mit Begeisterung konnten die Besucherinnen und Besucher erleben, mit wie viel Freude und Herzblut die Wehren an den unterschiedlichen Standorten betrieben werden.

Genießen Sie die wunderbaren Herbsttage. Nehmen Sie sich die Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, und erfreuen Sie sich bei dem einen oder anderen Spaziergang an den Farbspielen der Natur.

Herzlichst grüßt Sie

Ihr Martin Papke
Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels