Bund bewilligt Fördermittel fürs Gloria
Die Stadt Weißenfels erhält aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ Fördermittel in Höhe von 800.000 Euro für den ehemaligen Filmpalast Gloria. Das teilte Oberbürgermeister Robby Risch im Rahmen der Stadtratssitzung am 7. Juli 2022 mit. Das Geld wird für Planungsleistungen eingesetzt, die auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie durchgeführt werden sollen. Ziel ist die Wiederbelebung des stadtbildprägenden Denkmals an der Merseburger Straße. „Das ist ein großer Erfolg für die Stadt Weißenfels. Die Förderzusage ermöglicht eine weitere Entwicklung des Glorias und sie zeigt uns, dass es richtig war, das Gebäude zu kaufen“, sagte Robby Risch.
Für das elitäre Förderprogramm des Bundes hatten sich 79 Kommunen beworben. Insgesamt 18 Projekte wurden ausgewählt. Gefördert werden ausschließlich städtebaulich und baukulturell bedeutsame Gebäude, die durch ihre Aufwertung neue Impulse für das gesellschaftliche Zusammenleben und die Stadtentwicklung setzen können. Die Stadt Weißenfels konnte sich mit ihrem Vorhaben „Zukunftsperspektive Gloria-Filmpalast“ als einziges Projekt aus Sachsen-Anhalt durchsetzen. Die offizielle Übergabe des Förderbescheides soll am 11. Oktober 2022 im Rahmen einer Veranstaltung in Berlin stattfinden.
Die Stadt Weißenfels hatte sich bereits im Jahr 2019 mit dem Gloria für das begehrte Förderprogramm des Bundes beworben, wurde damals jedoch nicht berücksichtigt. Im Jahr 2017 wurde jedoch das Schloss Neu-Augustusburg als Premiumprojekt in das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufgenommen. Für die statische Sicherung erhielt die Stadt Weißenfels insgesamt 1,4 Millionen Euro.
Hintergrund:
Das Gloria wurde 1928 im Bauhausstil des Architekten Carl Fugmann erbaut. Das Lichtspielhaus befindet sich in der Neustadt und liegt direkt an der Merseburger Straße in Hauptbahnhofnähe. Die Substanz des unter Denkmalschutz gestellten Baukörpers befindet sich in einem verhältnismäßig guten Zustand. Mithilfe von Denkmalpflegemitteln des Landes Sachsen-Anhalt konnte die Stadt Weißenfels Ende des Jahres 2014 kleine Notsicherungen am Dach vornehmen. Über das Programm Stadtumbau-Ost erhielt die Stadt Weißenfels vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt im Jahr 2018 Fördermittel in Höhe von 150.000 Euro (Förderquote 100 Prozent). Mit diesem Geld wurde in den Jahren 2019 und 2020 das Gloria statisch-konstruktiv gesichert. Schwerpunkte der Arbeiten waren das Dach und die Fenster.
Das Gloria gehört zu den stadtbildprägenden Gebäuden der Stadt Weißenfels. Nachdem der ehemalige Filmpalast seit 1997 leer steht, möchte die Stadt das Gebäude sanieren, um es vor dem Verfall und dem letztendlichen Abriss zu bewahren. Aus diesem Grund erfolgte im Jahr 2021 eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. So haben zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zusammen mit Oberbürgermeister Robby Risch in sechs Arbeitseinsätzen im Juni und Juli 2021 acht Container Sperrmüll und drei Container Schüttgut aus dem Gebäude herausgetragen und somit eine gefahrenfreie Begehung ermöglicht. Dank dieser Arbeit konnten an vier Tagen im Juli und August 2021 unter der Leitung von Oberbürgermeister Robby Risch Führungen im Gloria stattfinden. Auch am „Tag des offenen Denkmals“, am 12. September 2021, wurden noch einmal drei Führungen angeboten. Insgesamt nutzten mehr als 300 Personen die Möglichkeit, sich einen Eindruck von den baulichen Begebenheiten und vom Ist-Zustand des Gebäudes zu machen. Knapp 100 Personen nahmen die Gelegenheit wahr, am Ende der Führung Ideenvorschläge für die künftige Nutzung des Glorias abzugeben. Auch über die Social-Media-Kanäle der Stadt Weißenfels gingen Nutzungsideen ein. Die eingereichten Vorschläge waren Grundlage für zwei Workshops Mitte September 2021 im Kulturhaus. Dabei wurden – auch unter Beachtung einer vorliegenden Masterarbeit zum Gloria – präferierte Nutzungsideen ermittelt, um diese dem Stadtrat vorzulegen.
Im März 2022 hat sich der Stadtrat zur weiteren Entwicklung des Glorias positioniert. Dem Beschluss zufolge soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, die drei Nutzungsvarianten prüfen soll: Indoor-Spielplatz, Kletterhalle und Kino (alle drei Varianten jeweils immer in Kombination mit einem kleinen Café). Diese Vorschläge sind das Ergebnis der Bürgerbefragungen und der Workshops. Die Sanierungskosten werden mindestens bei 10 Millionen Euro liegen.