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WENGELSDORF

Wengelsdorf (Vuidilendorpf) liegt am westlichen Saaleufer. Frühgeschichtliche Funde um Wengelsdorf, wie Steinbeile und Keramikgefäße, weisen auf eine Besiedlung des Gebietes vor 880 hin.

Die heutige Ortschaft wurde aus den zwei Ansiedlungen Kraßlau und Leina gebildet. Zu ihr gehört auch eine am 1. Advent 1624 eingeweihte Kirche, die mit Altsteinen einer romanischen Kirche neu aufgebaut worden ist. Grundherr von Wengelsdorf war ein Hans von Biesenroth mit eigener Orts-Gerichtsbarkeit (Patrimonial-Gericht). Er war auch Domherr zu Merseburg. Der Grundbesitz, der dem Grundherren untersteht, hier das Rittergut Wengelsdorf, wird auch als kanzleischriftsässiges Rittergut bezeichnet und steht als erste Instanz unter der Landesgerichtsbarkeit.

Das Ortsbild im „Unterdorf“ von heute wird geprägt vom ehemaligen Rittergut, der Kirche und dem gut erhaltenem Baumbestand der „Altgemeinde“. In der Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich im Ort kleinere Handwerksbetriebe und eine chemische Fabrik mit Glashütte an. Die Thüringische Eisenbahngesellschaft, die 1856 gegründet wurde, schuf mit dem Betreiben der Bahnlinie Weißenfels – Halle und dem Bau des Bahnhofs Corbetha eine bedeutende Schnittstelle zum mitteldeutschen Chemiestandort, den Leuna-Werken.

Ab 1935 kam es in Wengelsdorf, bedingt durch die günstigen Arbeitsbedingungen im Umfeld, zum Bau von 60 Siedlungshäusern. Der Ort entwickelte sich zu einem bevorzugten Wohnstandort. Im so genannten „Oberdorf“, welches etwas abseits von der Kerngemeinde entstand, steht eine sorgsam restaurierte Holländermühle aus dem Jahr 1878.

Im 1930 erbauten Schulgebäude (Schulbetrieb im Jahr 2000 eingestellt) entstand 2007 durch eine komplexe Baumaßnahme das jetziges Sport- und Kulturzentrum. Es wird vorrangig von den Sportlern des SV Wacker Wengelsdorf, mit den Abteilungen Fußball, Gymnastik, Karneval, Kanusport und Gesellschaftstanz genutzt. Im Ortsteil Kraßlau, direkt an der Saale gelegen, befindet sich das Vereinshaus des Anglerverein Wengelsdorf e.V.

Ortsgeschichte:

1706: Die erste Orgel wird in die Kirche eingebaut.

1740: Wengelsdorfer Kirche erhält drei Glocken, die in Leipzig durch die Fa. Chr. A. Hiering gegossen wurden.

1815: Wengelsdorf kommt zu Preußen

1826: Bau einer Schule an der Dürrenberger Straße (Abriß 1994)

1829: Zum Gedenken an eine Wallfahrtskapelle in Wengelsdorf wurden drei Jahrmärkte abgehalten

1841: Beim Saalehochwasser am 22. Januar stand das Wasser einen Fuß und 4,5 Zoll über der Schwelle der Stubentür des Böttchermeisters C. Kaiser in Craßlau.

1846: Am 20. Juni wird die Bahnstrecke Weißenfels-Halle fertig gestellt.

1847: Corbetha bekommt einen Bahnhof, aber auf Wengelsdorfer Flur.

1865: Bau einer chemischen Fabrik mit Glashütte

1869: Gründung des Wengelsdorfer Landwehr-Vereins und des Wengelsdorfer Kriegervereins

1889: Der Ökonomie-Rat Zehe lässt das Innere der Kirche neu dekorieren und schenkt der Kirchengemeinde eine neue Turmuhr mit Viertel- und Stundenschlagwerk im Wert von 800 Mark.

1894: Fertigstellung des Schulneubaus in der Saalstraße (jetziges Gemeindeamt), gestiftet von G. Schlaegel

1897: Einweihung des Kriegerdenkmals in Wengelsdorf am 12. September, dabei wurden im Fundament diverse Urkunden und Handschriften hinterlegt

1901: Die Orgel von O. Ladegast wird erneuert.

1903: Großes Kaiser-Manöver

1905: Das Pfarrhaus wird erbaut und erhält eine Schenkung von G. Schlaegel.

1912: Gründung der „Frauenhülfe“ in Wengelsdorf

1914-18: Im Ersten Weltkrieg fallen 43 Bürger von Wengelsdorf

1919: Gründung des SV „Wacker“ am 6.Juni

1920: Aufbau einer Merino-Fleisch-Wolle-Schafherde in Wengelsdorf

1922: Der ehemalige Bürger der Gemeinde und Fabrikant, Herr Wahren, übergibt einen Scheck in Höhe von 40.000,- Mark zur Neuanschaffung der Kirchenglocken

1926/27: Großes Heimatfest anlässlich der Jubiläen 100 Jahre Schule, 80 Jahre Thüringer Eisenbahn und 60 Jahre Leipziger (Eisenbahn) Strecke

1927/28: Auflösung des Gutsbezirkes auf Beschluss des Preußischen Staatsministeriums

1936: 60 Siedler beziehen ihr neues Heim. Weihe der fertig gestellten Siedlung

1944: Die Kirche wird am 30. November bei einem Luftangriff stark beschädigt.

1945: Das Rittergut wird verstaatlicht und zum VEG Wengelsdorf.

1951: Am 11. November wird die wieder aufgebaute Kirche in Wengelsdorf geweiht.

1970: Umbau des „Talschlößchen“ durch Bürgerinitiative und durch PGH Großkorbetha

1976: Der Dorfplatz wird nach Umgestaltungsmaßnahmen am 1. Mai zum „Platz der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft“ umbenannt.

1989/90: Erste frei gewählte Bürgermeisterin, Sabine Kaspereit

1992: Das Rittergut wird ab 1. September von der Treuhandanstalt an Herrn Dr. Otto Saenger verpachtet.

1996: Enthüllung einer Gedenktafel zum Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges am Buß- und Bettag