Inhalt
Datum: 11.04.2025

Zeitreise in die Kindheit

Gerd Grabow besucht mit 97 Jahren sein ehemaliges Zuhause im Rathaus Weißenfels

Ein ganz besonderer Besuch ereignete sich am 9 April 2025 im Rathaus Weißenfels: Gerd Grabow, 97 Jahre alt, kehrte an den Ort zurück, der für ihn viele prägende Kindheitserinnerungen birgt – das Dachgeschoss des Rathauses, in dem er von 1930 bis 1945 wohnte. Sein Vater war damals Hausmeister im Gebäude, und die Familie lebte direkt unter dem Dach.

„Ich erinnere mich noch genau an das Wohnzimmerfenster, das auf den Marktplatz hinausging. Von dort aus habe ich das Treiben beobachtet“, erzählte Herr Grabow bewegt. „Im Hof haben wir Kinder Ball gespielt. Damals konnten wir sogar auf der Straße spielen – es gab kaum Autos.“

Nach einer Anfrage im November 2024 wurde sein Wunsch wahr, die ehemaligen Wohnräume noch einmal zu besuchen. Diese dienen heute als Büros der Hochbauabteilung – ein Zeichen des Wandels, den das Rathaus in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat. Die grundlegenden Sanierungen in den Jahren um 1880 und 1928 sowie die Optimierung der Räume für Verwaltungsarbeit haben das Gebäude deutlich verändert – das Treppenhaus jedoch blieb bestehen und weckte bei Herrn Grabow sofort Erinnerungen.

„Dass sich jemand nach so langer Zeit an Weißenfels erinnert und den Wunsch verspürt, noch einmal hierherzukommen, zeigt, welche emotionale Verbindung Menschen zu unserer Stadt haben“, sagte Oberbürgermeister Martin Papke beim Empfang im Rathaus. „Es war uns eine Ehre, Herrn Grabow diesen Wunsch zu erfüllen.“

Gerd Grabow blickt auf ein beeindruckendes Leben zurück: Nach einer Lehre als Dreher in Halle und dem Maschinenbaustudium in Freiburg arbeitete er zwanzig Jahre am wissenschaftlich-technischen Institut für Pumpen- und Verdichtungsmotoren in Halle. Anschließend lehrte er an der Technischen Universität Freiberg im Bereich Energieumwandlungsmaschinen. Auch nach der Wende war er weiter wissenschaftlich aktiv und arbeitete mit Kolleginnen und Kollegen aus Hamburg und Karlsruhe zusammen. 1998 ging er in den Ruhestand.

Trotz aller Stationen in seinem Leben blieb die Verbindung zu Weißenfels bestehen: „Meine Mutter ist hier mit 72 Jahren gestorben. Ich bin immer wieder hergekommen, um meine Eltern zu besuchen. Es hat sich viel verändert – aber zum Positiven“, sagte Herr Grabow.