Zweite »Rote Bank« aufgestellt
Symbol gegen Gewalt an Frauen und Mädchen jetzt auch in Ortschaften
Ein weiteres starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen wurde gesetzt: Der Frauenarbeitskreis und die Stadt Weißenfels haben am 12. Juni 2024 vor dem Dorfgemeinschaftshaus in der Friedensstraße 9 in Tagewerben die zweite „Rote Bank“ aufgestellt.
Erschreckende Zahlen und steigende Fälle von häuslicher Gewalt
„In den letzten fünf Jahren ist ein Anstieg von 19,5 Prozent bei Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zu verzeichnen. Und bei diesen Angaben gehen die Verantwortlichen in ihrem Bericht zum Bundeslagebild Häusliche Gewalt 2023 davon aus, dass viele Taten der Polizei nicht gemeldet wurden“, sagte die städtische Gleichstellungsbeauftragte Katja Henze. Sachsen-Anhalt verzeichnete 2023 den zweithöchsten Anstieg an häuslicher Gewalt. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, auf das Thema aufmerksam zu machen.
Symbolkraft der „Roten Bank“
Mit der „Roten Bank“ setzt Weißenfels ein starkes Zeichen: 70,5 Prozent der Frauen erleben häusliche Gewalt. Mindestens jede vierte Frau ist betroffen. Die „Rote Bank“ soll daran erinnern und sensibilisieren. Dorothea Swikle, vom Frauenarbeitskreis der Stadt Weißenfels, berichtete bei der Übergabe von ihren eigenen Erfahrungen und las aus ihrem Buch „Narben erinnern mich an das Erlebte, aber sie definieren nicht meine Zukunft.“
Häusliche Gewalt ist teuer
Häusliche und sexualisierte Gewalt verursacht nicht nur immenses Leid, sondern auch hohe Kosten für die Gesellschaft. Der finanzielle Schaden beläuft sich pro Person auf etwa 642 Euro pro Jahr, verursacht durch Arbeitsunfähigkeit, Traumatisierung, Therapien und Gerichtsprozesse.
Dank und Bedeutung für den ländlichen Raum
Oberbürgermeister Martin Papke dankte dem Frauenarbeitskreis und betonte die Notwendigkeit, Familien und Kinder zu schützen. Katja Henze hob hervor, dass der Schutz vor häuslicher Gewalt im ländlichen Raum oft vernachlässigt wird, obwohl hier die Wege zu Beratungsstellen und Schutzeinrichtungen länger sind. Hinzu kommt, dass sich die Menschen auf dem Dorf oft besser kennen, sich enger verbunden und bekannt sind, während gleichzeitig durch das weitläufigere Wohnen eine gewisse Anonymität entsteht. Das kann dazu führen, dass häusliche Gewalt verschleiert und Fälle nicht gemeldet werden.
Initiative „La Panchina Rossa“
Weißenfels beteiligt sich an der weltweiten Initiative „La Panchina Rossa“, die 2014 in Italien begann. Der Stadtrat beschloss im Juli 2021, neben der „Roten Bank“ auf dem Marktplatz auch eine Bank in den Ortschaften aufzustellen. Die „Rote Bank“ soll als Symbol gegen Gewalt an Frauen und Mädchen dienen und Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren. Eine Tafel, gestiftet von der Ortsbürgermeisterin Ines Veith, mit Notrufnummern des hiesigen Frauenhauses und des bundesweiten Hilfetelefons weist auf erste Kontaktmöglichkeiten hin.
Zukünftige Aktionen
In der nächsten Zeit wird die „Rote Bank“ in die nächste Ortschaft umziehen. Die Aufstellung der zweiten „Roten Bank“ wurde federführend von Sabine Manschatz vom Frauenarbeitskreis Weißenfels, in Kooperation mit dem Ortschaftsrat Tagewerben, der städtischen Gleichstellungsbeauftragten und der Stadt Weißenfels organisiert. Die Bank wurde von Mitarbeitern der pem Personalentwicklung u. -management GmbH gefertigt.