Digitales Klassenzimmer
Die Stadt Weißenfels hat in den vergangene drei Jahren viel in die Digitalisierung ihrer Grundschulen investiert und dabei von Fördermitteln profitiert.
Im Programm „Digitalpakt Schule“ hat die Saalestadt im Jahr 2021 Fördermittel in Höhe von etwa 642.000 Euro für sechs ihrer Grundschulen erhalten. Es handelt sich um eine 90-prozentige Förderung. Die Kommune hat von dem Geld die Infrastruktur in den Schulen hergestellt. Kabel und Netzwerktechnik wurden verlegt. WLAN wurde eingerichtet. Alle Arbeiten fanden im laufenden Schulbetrieb statt. Ein Ingenieurbüro aus Dresden begleitete das Vorhaben konzeptionell. Die Grundschulen Langendorf und Uichteritz wurden im Förderprogramm nicht berücksichtigt, weil für beide Standorte Neubauten diskutiert werden. Eine Ausrüstung mit der technischen Infrastruktur wäre bei einem mittelfristigen Abriss der Gebäude nicht zielführend. Als Interim-Lösung hat die Stadt Weißenfels beide Grundschulen mithilfe von Eigenmitteln mit Basis-Technik ausgestattet. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur in allen Grundschulen ist seit Anfang des Jahres 2024 abgeschlossen. Insgesamt wurden 14.359 Meter Netzwerkkabel verlegt und 711.000 Euro standen zur Verfügung.
Um eine Förderzusage im Programm „Digitalpakt Schule“ zu erhalten, musste seitens der Schulleitungen ein Konzept zur digitalen Medienbildung erarbeitet und beim Fördermittelgeber eingereicht werden. Für die Umsetzung dieser Ideen benötigten die Grundschulen neben der Netzwerktechnik aber auch Hardware. Hierfür standen jedoch zunächst noch keine Fördermittel bereit. Um die Wartezeit zu verkürzen und die neuen digitalen Möglichkeiten direkt im Unterricht umsetzen zu können, hat die Stadt Weißenfels in den Jahren 2022 und 2023 mithilfe von Eigenmitteln den Grundschulen insgesamt 25 digitale Tafeln zur Verfügung gestellt. Zudem erhielt jede Schule einen Klassensatz iPads. Etwa 300.000 Euro hat die Saalestadt für die Schul-IT investiert.
Im Jahr 2023 gelang es der Stadt Weißenfels über die IKT-Förderung (Förderung des Zugangs zu Informations- und Kommunikationstechnologien) Fördermittel in Höhe von knapp 400.000 Euro für die Ausstattung mit Hardware zu erhalten. Es handelt sich um Gelder der EU, welche über das Land Sachsen-Anhalt ausgereicht werden. IKT ist eine 100-prozentige Förderung. Alle acht städtischen Grundschulen mit den insgesamt mehr als 1.400 Schülerinnen und Schülern sowie etwa 70 Lehrenden profitieren. Insgesamt wurden 47 digitale Tafeln und 321 iPads mit Ladekoffern gekauft. Seit Ende Oktober 2024 sind alle Geräte eingerichtet und einsatzbereit. Entsprechend des zuvor von der Stadt Weißenfels ermittelten Soll-Bedarfs sind die kleinen Grundschulen damit komplett ausgestattet und auch die großen Grundschulen haben einen Bestand, mit dem sie sehr gut arbeiten können.
Das bestätigt der Leiter der Bergschule Christopher Hesselbarth, der laut eigenen Aussagen die neue Technik täglich in seinem Unterricht einsetzt. Begeistert ist er beispielswiese von den vielen Möglichkeiten der digitalen Tafel. So lässt sich mit einer App die Lineatur ändern. Mit nur einem Klick wechselt der Lehrer von der blanken Tafel zu Zeilen, Rechenkästchen, Notenzeilen oder Schwungübungszeilen für Erstklässler. Mit einer anderen App erscheint ein Lineal auf dem Bildschirm der Tafel, welches Christopher Hesselbarth frei bewegen kann. Vom alten Polylux haben sich die Lehrerinnen und Lehrer der Bergschule verabschiedet. Stattdessen befindet sich am Lehrerschreibtisch nun eine kleine Kamera, die Livebilder auf die digitale Tafel überträgt. So kann Christopher Hesselbarth beispielsweise zusammen mit seinen Schülerinnen und Schülern Aufgaben im Übungsheft ausfüllen. Ein großer Vorteil ist dem Lehrer zufolge auch, dass alte Tafelbilder noch einmal aufgerufen werden können. Er und sein Kollegium nutzen zudem die Apps der Lehrbuchverlage, die für die Schulbücher zusätzliche Übungen, Videos und Hörspiele anbieten, welche mithilfe der digitalen Tafel abgespielt werden können. Dem Schulleiter zufolge sind auch die anfangs skeptischen Kolleginnen und Kollegen mittlerweile richtig fit in der neuen Technik und im Rahmen des gemeinsamen Austauschs lernen alle immer wieder neues dazu.
Entsprechend des medienpädagogischen Konzeptes findet in der Bergschule darüber hinaus einmal pro Woche für die 3. und 4. Klassen Unterricht zum „Internet ABC“ statt. Hierbei werden Projekte der Medienanstalt Sachsen-Anhalt vermittelt, in denen es zum Beispiel um die Themen Chatten, E-Mails, Surfen im Internet, Gefahren im Web sowie Spielsucht geht.
Die Investition in die Digitalisierung der Grundschulen begrüßt grundsätzlich auch Oberbürgermeister Martin Papke. Er warnt aber gleichzeitig vor einem übermäßigen Einsatz der Geräte. „Die Technik ändert sich rapide. Insofern ist es gut, dass wir unsere Kinder auch schon im frühen Alter im Umgang mit den Medien fit machen. Der digitale Einsatz sollte aber immer in Maßen erfolgen. Es ist wichtig, dass Kinder das Schreiben mit Füller lernen. Die eigene Handschrift ist ein Teil der persönlichen Entwicklung. Wir müssen darauf achten, dass Kinder nicht komplett in die digitale Welt abtauchen. Denn schon heute ist Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen ein großes Thema. Digitalisierung kann hier ein Katalysator sein“, sagte Martin Papke.
Ein weiteres Thema im Zusammenhang mit der digitalen Ausstattung der Weißenfelser Grundschulen ist die Instandhaltung der Technik. Für Updates, Fehlerbehebungen, Sicherheit, Datenschutz und Wartung der Software und Hardware ist die IT-Abteilung der Stadt Weißenfels zuständig. Damit ist der Druck auf die vier Mitarbeiter, die auch für die gesamte Verwaltung zuständig sind, gewachsen. Schließlich hängt teilweise die komplette Unterrichtsplanung vom Funktionieren der Geräte ab. Eine Rolle spielt hier auch die technologische Aktualisierung. Der geplante Lebenszyklus der IT-Infrastruktur beträgt 25 Jahre. Die digitalen Endgeräte müssen aufgrund des schnellen technischen Fortschritts aber schon vorab schrittweise immer wieder durch Neuanschaffungen ersetzt werden.