dafür! - die Interkulturelle Woche in Weißenfels
Zum 50. Mal findet in diesem Jahr bundesweit die „Interkulturelle Woche“ statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „dafür!“ – für Vielfalt, für Akzeptanz, für das Aushalten von Unterschieden. In Weißenfels wird die „Interkulturelle Woche“ mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zum 8. Mal gefeiert. Verschiedene Träger und Einrichtungen öffnen vom 5. bis 27. September 2025 ihre Häuser und halten kulturelle, kreative und kommunikative Angebote bereit, um ein Zeichen für Vielfalt zu setzen. Die Koordinierung und zum Teil auch die Organisation der Veranstaltungen übernimmt das Amt für Sozialraumentwicklung der Stadt Weißenfels.
„Integration ist ein Schmerzthema. Viele können es nicht mehr hören und halten sich die Ohren zu, wenn der Begriff fällt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Integration täglich stattfindet, dass es tägliche, harte Arbeit ist, diesen Prozess voranzutreiben und dass strukturelle Faktoren nahezu täglich unsere Integrationsarbeit erschweren“, sagt die Leiterin des Amtes für Sozialraumentwicklung der Stadt Weißenfels Dr. Carolin Kiehl. Die „Interkulturelle Woche“ biete die Gelegenheit, Erfolge der Integration zu präsentieren und Akteure, die in diesem wichtigen Bereich tätig sind, bekannt zu machen.
Ein zentrales Thema der Interkulturellen Woche in Weißenfels ist die „Kultursensible Klinikseelsorge“. Aufgrund des hohen Anteils von Menschen mit Migrationshintergrund in Weißenfels ist es wichtig, die Seelsorgearbeit kultursensible zu gestalten. Um auf kulturelle, sprachliche oder religiöse Besonderheiten eingehen zu können, braucht es Wissen und einen Austausch zwischen den Akteurinnen und Akteuren. Um diese Aspekte zu fördern, findet für Klinikpersonal und Interessierte am 25. September 2025, von 14 bis 17 Uhr der Workshop „Kultursensible Klinikseelsorge“ mit Dr. Christina Kayales, Pfarrerin im Ruhestand und Heilpraktikerin für Psychotherapie, statt (Anmeldung unter gabrielle.schaller@ekmd.de ). Außerdem gehört die Festveranstaltung „Zwischen Kulturen und Glauben. Seelsorge als existenzielle Brücke“ für geladene Gäste am 25. September 2025, um 18 Uhr im Weißenfelser Rathaus zum Programm. Die Festveranstaltung führt die Stadt Weißenfels in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis Merseburg, der am Asklepios Klinikum Weißenfels für die Klinikseelsorge verantwortlich ist, und dem Ponte Institut durch.
Weitere Höhepunkte der Veranstaltungsreihe sind zwei Straßenfeste. Zum einen findet am 26. September 2025, ab 15 Uhr das 8. Neustadtfest statt; dieses Mal aufgrund der Bauarbeiten für den Abenteuerspielplatz im Neustadtpark aber in kleiner Ausführung vor dem Neustadtbüro am Neumarkt 6. Zum anderen laden die Veranstalter des Straßenfestes im Herrmannsgarten am 27. September 2025, ab 14 Uhr zur zweiten Auflage des Events ein.
Beim Neustadtfest erwarten die Besucherinnen und Besucher 21 Stände, an denen sich Träger, Einrichtungen, Vereine und Aktive der Neustadt mit Mitmachangeboten und Aktionen präsentieren. Neustadtbewohnerinnen und -bewohner aus aller Welt stellen ein internationales Buffet zusammen, an dem kostenfrei geschlemmt werden kann. Zum Programm gehören zudem Live-Musik, Gesang und Show-Tanz. Aufgrund des begrenzten Platzangebotes wird in diesem Jahr zwar auf Karusselle verzichtet aber für Kinder gibt es dank Bastelstraße, Handwerker-Aktion, Schminktisch und Tattoo-Station trotzdem jede Menge zu entdecken.
Das Straßenfest im Herrmannsgarten erweitert nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr sein Angebot. Neben zahlreichen Ständen und einem internationalem Essensbasar wird es Live-Musik und einen Flohmarkt geben. Organisiert und durchgeführt wird die Veranstaltung von der Weißenfelser Stadt.Raum-Initiative, zu der auch Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers gehören. Zusammen haben sie in den vergangenen Monaten auch ein Kurzkonzept mit Zukunftsperspektiven und städteplanerischen Entwicklungsvorschlägen für den Herrmannsgarten verfasst. Das Schriftstück werden sie Oberbürgermeister Martin Papke überreichen.
Wer sich der Vielfalt in unserer Gesellschaft auf kreative und aktive Weise annähern möchte, hat dazu bei der „Interkulturellen Woche“ in Weißenfels ebenfalls die Gelegenheit. So bietet das DRK Mehrgenerationenhaus im Südring 118 am 25. September 2025, von 14 bis 16:30 Uhr den Workshop „Viel-Falten – ein interkultureller Nachmittag zum Origami-Falten“ an. Die Idee für die Aktion stammt von der Integrationskoordinatorin des Burgenlandkreises. Groß und Klein sind willkommen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die verbindende Kraft des Tanzens steht hingegen beim kostenfreien Hip-Hop-Kurs der Volkshochschule am 26. September 2025, ab 16 Uhr im Mittelpunkt. Bei dem Workshop an der Promenade 37 können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene zu coolen Beats tanzen. Da die Kapazitäten begrenzt sind, wird vorab um Anmeldung gebeten ( info@vhs-burgenlandkreis.de oder 03443 3396800). Dritter Akteur ist der Verein Brand-Sanierung, der mit Kindern der 7. Klasse der Neustadtschule Ende September 2025 das Kunstprojekt „Aura-Farming“ umsetzt. Unter anderem werden die Schülerinnen und Schüler die sieben Fenster des leerstehenden Erdgeschosses der Tagewerbener Straße 9 gestalten und ihre Werke bei einer öffentlichen Vernissage vorstellen (Termin wird noch bekanntgegeben). Begleitet werden sie dabei von den Künstlerinnen Katharina Stark und Sabine Blechschmidt und von dem Künstler Andreas Köppe. Die Finanzierung übernimmt der Verein Brand-Sanierung e.V. Unabhängig von dem Kunstprojekt ist auch die aktuelle Ausstellung „Dem eigene Kompass folgen – Künstlerinnen und ihre Wege“ in den Räumlichkeiten der Brand-Sanierung in der Novalisstraße 13 Teil der „Interkulturellen Woche“. Am 26. September 2025 sind Interessierte um 16 Uhr zu einer Sonderführung anlässlich des Neustadtfestes eingeladen. Die Ausstellung ist an dem Tag zudem von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
Ihre Türen öffnen im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ auch die Kita St. Elisabeth, das Kind-Elter-Zentrum Kleeblatt und die Zukunftswerkstatt Mitteldeutschland. Die Kita St. Elisabeth in der Neuen Straße 9 ist zum ersten Mal bei der „Interkulturellen Woche“ dabei und lädt am 5. September 2025, ab 15 Uhr zum „Fest der Kulturen“ ein. Das Programm gestalten die Kinder und ihre Familien, die aus vielen verschiedenen Ländern der Welt stammen. Mithilfe von traditioneller Kleidung, Musikbeiträgen, kulturellen Aktionen und kulinarischen Angeboten bringen sie ein Stück ihrer Heimat nach Weißenfels. Die Kleinen dürfen sich auf ein Puppentheater freuen.
Bereits zum 16. Mal feiert das Kind-Eltern-Zentrum Kleeblatt am 19. September 2025, ab 15:30 Uhr ihr „Fest der Kulturen“. Dank Hüpfburg, Kinderschminken, Bastelecke und weiteren Angeboten ist Unterhaltung garantiert. Auch für das leibliche Wohl wird gesorgt.
Der „Interkulturelle Tag der Zukunftswerkstatt“ steht am 25. September 2025, von 10 bis 14 Uhr am Schützenplatz 25 auf dem Programm. Interessierte können mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Zukunftswerkstatt Mitteldeutschland ins Gespräch kommen und auf diese Weise verschiedene Kulturen und Perspektiven kennenlernen.
Viel zu lernen gibt es auch im Heinrich-Schütz-Haus in der Nikolaistraße 13, welches im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ am 23. September 2025, um 15:30 Uhr eine Sonderführung unter dem Titel „Aus aller Welt: Musikinstrumente sehen, hören, erleben“ zur außereuropäischen Herkunft barocker Musikinstrumente anbietet. Zudem lädt das Simon-Rau-Zentrum am 25. September 2025, um 18 Uhr zu einer Podiums-Diskussion unter dem Titel „Jüdisches Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023“ ein. Die Veranstaltung findet bei schönem Wetter unter freiem Himmel in der Geigerpassage statt.
Ein Plädoyer gegen Spaltung
„Mit Ausrufezeichen sollte man in Texten sparsam umgehen, denn sie wirken mitunter zu aufdringlich und verzweifelt. Berechtigt dürfen wir die Frage stellen, ob das Ausrufzeichen hinter dem ‚dafür‘ beim Motto der Interkulturellen Woche vielleicht genau das ausdrückt: Einige wenige Naive, die sich noch für eine offene und plurale Gesellschaft stark machen. Doch sind es wirklich Wenige? Tatsächlich haben wir alle das Bedürfnis danach, so akzeptiert zu werden, wie wir sind. Und jeder weiß, dass sich Ablehnung nicht gut anfühlt. Unser grundlegendes Bedürfnis als Menschen ist es, sich zugehörig zu fühlen“, sagt Dr. Carolin Kiehl. Wenn eine Gesellschaft beginne, Menschen auszuschließen, müsse allen klar sein, dass defacto für jede Einzelne und jeden Einzelnen die Gefahr eines Ausschlusses wachse. Treffend fasse es der Soziologe Zygmunt Bauman mit seiner These zusammen: Die eigene Freiheit endet dort, wo ich sie gegenüber anderen beschneide.
„Uns sollte klar sein, dass Spaltung uns selbst den Boden nehmen kann, auf dem wir stehen. Du, ich, wir – wir sind viele, die sich Zugehörigkeit wünschen. Heute ist es die Nationalität, die bestimmt, inwieweit man dazugehört. Morgen kann es dein Geschlecht oder deine Religion sein. Die Gründe, weshalb Menschen anders sind, sind so vielfältig wie die Welt selbst. Und genau deshalb setzt die diesjährige Interkulturelle Woche das Ausrufezeichen als Plädoyer gegen Spaltung und als Appell für Vielfalt“, sagt Dr. Carolin Kiehl. Die Interkulturelle Woche in Weißenfels und den anderen teilnehmenden Kommunen diene dazu, über Möglichkeiten einer gelungenen Integration zu diskutieren, Begegnungen zu ermöglichen und neue Netzwerke zu fördern.