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LANGENDORF

Die heutige Ortschaft Langendorf liegt mit ihren ursprünglich sechs selbständigen Gemeinden Muttlau, Langendorf, Obergreißlau, Untergreißlau, Kößlitz und Wiedebach im Greißlautal, einem Landstrich, der den südlichen Teil der Stadt Weißenfels bildet.

Landschaftlich betrachtet gliedert sich dieses Areal in ein breit ausladendes Bachtal, das ringsum in eine flachwellige Hochfläche übergeht. Insgesamt drei Bäche schlängeln sich durch das etwa zwei Kilometer lange Tal. Der Weidenbach kommt von Wiedebach und durchfließt den Gemeindepark mit seinen mächtigen Eichen, Hängebuchen sowie dem Japanischen Perlschnurbaum, der an den Lustgarten des ehemaligen Rittergutes erinnert. Der Muttlaubach entspringt in der sogenannten Muttlauer Schweiz, einem steilhängigen Feldgehölz. Dominierend aber ist der Greißlaubach, der dem Tal auch seinen Namen gab. Er wird von Quellen in Obergreißlau gespeist, nimmt in Langendorf die beiden Nebenbäche auf und mündet schließlich nahe der Großen Brücke in die Saale.

Siedlungsgeographisch bedeutete das Gebiet mit der windgeschützten Tallage, den reichhaltigen Quellen und den umgebenden Wäldern ein ideales Gelände für Ansiedlungen. Während die ältesten archäologischen Funde aus der Jungsteinzeit stammen, belegen urkundliche Erwähnungen durch den Bischof Wichmann, dass Langendorf  bereits 1153 bestand.

Dominierend waren über Jahrhunderte hinweg die Rittergüter: das Langendorfer, das Untergreißlauer und die beiden in Wiedebach. Gemeinsam mit Handwerkern, Händlern und Bauern bildeten die Einwohner ein ausgeglichenes Gemeinwesen.

Eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur und damit des Dorfbildes setzte mit der fortschreitenden Arbeitsteilung, der Industrialisierung und der Zunahme der Einwohnerzahlen ein.

Als geschichtsträchtige Bausubstanz sind alle vier Kirchen erhalten, vor allem aber Gemäuer des ehemaligen Klosters und des Waisenhauses. Das Zisterzienserkloster hatte rund 300 Jahre Bestand und wurde zur Reformation aufgelöst. Das Klostergut ging später als kursächsisches Kammergut in den Besitz des Weißenfelser Herzogshauses über, das dort auch das sogenannte Rote Fürstenhaus errichtete und zeitweilig bewohnte. An dieser Stelle steht heute nach mehrfachem Neu- und Umbau ein Gebäude der Grundschule, in dem aber immer noch die Klausur des ehemaligen Klosters integriert ist.

1710 gründete der Langendorfer Fuhrmann Christoph Buchen mit Unterstützung der Herzogsfamilie ein Waisenhaus. Hier fanden elternlose Kinder ein neues Zuhause und liebevolle Betreuung. Nachdem 1712 die ersten vier Kinder eingezogen waren, stieg die Anzahl oft auf 50 bis 80 Jungen und Mädchen. 1939 wurde die Einrichtung aufgelöst. Heute beherbergen die sanierten Gebäude ein Betreuungszentrum für Behinderte. Kleinode der eher schlichten Kirchen sind die Ladegastorgel in der Wiedebacher Kirche und das Tympanon über dem Südportal der Kirche in Obergreißlau.

Die Braunkohlevorkommen in Dorfnähe führten dazu, dass ab dem Jahr 1866 bei Wiedebach eine Kohlengrube erschlossen wurde. Abgebaut wurde im Tiefbau auf ein bis drei Sohlen und in Schächten mit einer Tiefe von 15 bis 42 Metern. In den 50 Jahren ihres Bestehens wurden über zwei Millionen Tonnen Kohle abgebaut, die vor allem zu Nasspresssteinen und später auch zu Briketts verarbeitet wurden. Das ganze Ausmaß des Grubenbetriebes wird unter anderem durch folgende Einrichtungen deutlich: 31 Förderschächte, 11 Trockenschuppen für 5 Millionen Presssteine, 18 Dampfmaschinen und 1200 Meter Lorenbahnen. Das anfallende Wasser wird bis heute als Trinkwasser abgeleitet und über ein Stollen- und Leitungssystem nach Weißenfels geleitet. 1890 hatte die Grube 300 beschäftigte. 1910 wurde sie wegen Auskohlung geschlossen.

Natürlich hat sich das Dorfbild mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sichtbar verändert. Aus den Bauerndörfern mit kleinen und mittleren Wirtschaften sowie vier Rittergütern wurde eine aufstrebende Großgemeinde. Es entstanden Siedlungen mit Eigenheimen, das holprige Kopfsteinpflaster wich glatten Bitumenstraßen, die Brunnen wurden durch Wasserleitungen ersetzt, Erdgasleitungen und Abwasserrohre kamen in die Erde. Viele Bauernhöfe wurden im Rahmen der Dorferneuerung saniert, die großflächigen Äcker bewirtschaftet eine Agrar-Genossenschaft. Ein Gewerbegebiet förderte die weitere Ansiedlung von Handwerk und Gewerbe.

Vor allem aber bietet der Ort für seine Einwohner ein attraktives Umfeld zum Wohlfühlen. Die materiell und personell gut ausgestattete Kindertagesstätte und Grundschule im Grün von Parkanlagen, ein Kinderturnclub sowie der vollständig sanierte Jugendclub sind Ausdruck von Investitionen in die Zukunft und beste Voraussetzungen für den Zuzug junger Familien. Die neun Vereine des Ortsteils bieten den Bürgern ein breites Angebot sinnvoller Freizeitbeschäftigung, gestalten kulturelle Höhepunkte und bewahren Traditionen. Vier Arztpraxen, die vielseitige Seniorenbetreuung und ein modernes Alters- und Pflegeheim runden die Fürsorge für die Bürger ab.

Zu den örtlichen Traditionen gehört das Maiensetzen zum Pfingstfest, das alljährliche Schützenfest, die „3 tollen Tage“ zur Faschingszeit, das mehrtägige Burgstockfestival, die jahreszeitlichen Chorkonzerte, die Dorffeste und zur Adventszeit der Wichtelmarkt.

Alle Kommunalreformen auf einen Blick:
1883 Vereinigung von Muttlau und Langendorf
1945 Bildung der Großgemeinde Langendorf
1992 Beitritt zur Verwaltungsgemeinschaft „Vier Berge“
1997 Beitritt zur Verwaltungsgemeinschaft „Vier Berge-Teucherner Land“
2007 Beitritt zur Verwaltungsgemeinschaft „Weißenfelser Land“
2010 Eingemeindung in die Stadt Weißenfels